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Professor Shan Shilian: Gedichte nach Auschwitz


09 June 2015 | By Zhu Dachang | SISU

  • Professor Shan Shilian

Auschwitz ist die zweitgrößte Stadt in Polen, in der der grausamste Holocaust der Juden während des Zweiten Weltkriegs stattfand. ,,Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch“, so schreibt der deutsche Philosoph Theodor W.Adorno. Was ist der Grund dafür? Warum soll man keine Gedichte mehr schreiben? Am 26. Mai hielt Professor Shan Shilian an der Jiaotong-Universität Shanghai einen Vortrag mit dem Titel ,,Gedichte nach Auschwitz“ und sprach über dieses Thema.

Um den Hintergrund zu erklären, analysierte Herr Shan ,,Todesfuge“, das bekannte Gedicht des jüdischen Dichters Paul Celan.

Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt                                                    

der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete

Die Fuge war eigentlich eine Kompositionsform, mit der der große deutsche Komponist Johann Sebastian Bach oft seine Werke schuf. Seine Fugen wurden sehr oft im Konzentrationslager gespielt. In Deutschland ist es nicht selten, goldenes Haar zu haben. Margarete ist ein typischer Frauenname in Deutschland, der an Goethes Faust erinnert. Zusammenfassend kann man sagen, dass diese Symbole für Deutschland und die deutsche Kultur stehen sollen.

Viele nationalsozialistische Offiziere und Soldaten hörten gern klassische Musik. Zum Beispiel weinte der Leiter des Reichssicherheitshauptamts (RSHA) Reinhard Heydrich aus tiefer Berührung, während er Violine spielte.

Im oben erwähnten Gedicht geht es darum, dass ein deutscher Soldat im Konzentrationslager Briefe an seine Freundin schreibt. Es ist schwer zu verstehen, warum der Soldat einerseits ohne Menschlichkeit Juden ermordet, aber andererseits seine Gefühle auf romantische Weise offenbart.

„Warum wurde das Verbrechen gerade in einem Land verübt, das seit dem 18. Jahrhundert Wissenschaft- und Kulturzentrum ganz Europas wurde? Kann ein Mörder Kunst genießen? Was ist die Beziehung zwischen Kunst und Gewalt?“ fragte Prof. Shan. Auch Celan stellte sich dieselben Fragen und versuchte, sich in seinen Gedichten damit auseinanderzusetzen.

In diesem Kontext zitierte Prof. Shan den polnischen Schriftsteller Tadeusz Borowski, der ins Konzentrationslager Auschwitz eingesperrt worden war: 

„Du weißt, wie sehr ich Plato geliebt habe – erst heute weiß ich, daß er log, denn die irdischen Dinge spiegeln keine Ideale wider, in ihnen verbirgt sich schwere, blutige Arbeit der Menschen. Wir, wir haben Pyramiden gebaut, wir brachen Marmor für Gotteshäuser, und wir zertrümmerten die Steine für die Straßen des Imperators, wir haben die Galeeren gerudert und die Pflüge geschleppt – während sie ihre geistvollen Dialoge und Dramen schrieben. Es lässt sich ablesen, dass Künste nicht zu dem Volk gehörten, sondern nur zu den Künstlern selbst.“

In diesem Vortrag ging der Professor auf viele Gedichte ein, die sich mit dem Thema des Holocausts beschäftigen. Die Beziehung zwischen schöner Literatur und Gewalttätigkeit sei immer ambivalent, kam Herr Shan zum Ergebnis. Allerdings dürfe man nicht behaupten, dass es nach Auschwitz keine Gedichte mehr gebe. Zu bedenken sei außerdem, dass in einer friedlichen Gesellschaft der Nähboden fehle, bewegende Gedichte zu schaffen.

(Der Verfasser befindet sich momentan im zweiten Studienjahr an der deutschen Fakultät der SISU.)

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