Die Blechtrommel
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Entsprechendes Lesen
Gott als ein altes Märchen -Zum Film „Die Blechtrommel“
19 September 2015 | By Xu Lili | SISU
Mitte des 19. Jahrhunderts sagte Nietzsche: „Gott ist tot.“
Ungefähr einhundert Jahre später, also 1979 wurde Günter Grass’ Roman Die Blechtrommel durch Volker Schlöndorff verfilmt. Im Film sagt eine Figur:
„Haben Sie den Herrn ...Er ging vorbei.“
Dieser Satz dient als Schlüssel, um das Schicksal des Protagonisten zu verstehen.
Gott ging vorbei und ist nicht mehr da. Deshalb gibt es keinen Gott mehr auf der Welt, in der Oskar Matzerath lebt. Er beobachtet aus der Perspektive eines Kindes von unten nach oben die Welt der Erwachsenen und berichtet dann darüber. Was er gesehen hat, ist Leid und Abscheulichkeiten.
Gott ging vorbei und ist nicht mehr da. Deshalb ist er selbst Jahwe. Er ist sein eigener Herr und entscheidet sich, nicht mehrweiter zu wachsen. Er lebt in seiner eigenen Welt, in der es nur die Blechtrommel gibt. Er schlägt die Trommel allein. Die Welt voller Trommelschläge ist das einzige Reich, in dem man erlöst werden kann. Er will in dieser Welt alle anderen Leute vergessen und sie erlösen, und gleichzeitig wünscht er sich, von ihnen vergessen zu werden, damit er sich selbst erlöst.
Dem Zuschauer könnte aber Sorgen machen, dass der Rhythmus der Trommelschläge ähnlich klingt wie das Tönen von Kanonen und Geschützen. So gesehen ist die ganze Welt während des Zweiten Weltkriegs eine große Blechtrommel geworden. Wie Oskar versteht sich Hitler als Schöpfer der Welt, aber sie unterscheiden sich durch ihre Verhaltensweisen. Zwar gibt es keinen Gott mehr in Oskars Welt, aber innerlich hat er Respekt vor Gott und er macht auch unbewusst Gott nach. Er ärgert sich, wenn Gottes Sohn in der Kirche nicht die Blechtrommel schlägt. Im Gegensatz dazu hat Hitler Gott ausgewiesen, vertrieben und für immer verbannt. Er hält sich für den Allerhöchsten, dem alle bedingungslos gehorchen müssen. Die Erwachsenen, die formell gesund und vernünftig sein sollten, verlieren nun aber ihre Urteilskraft. Sie sind von der Begeisterung des Krieges angesteckt und im Krieg involviert, als nähmen sie an einem Spiel teil.
Das war Deutschland im Zweiten Weltkrieg. Die Religion ist Sklavin der Macht und Gott ein altes Märchen geworden.
(Die Verfasserin befindet sich im vierten Studienjahrgang an der deutschen Fakultät der SISU.)
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