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Prof. Dr. Hans Feger: Einführung in die Frühromantik


19 October 2016 | By Xin Yi & Zhang Siyuan | SISU

In den ersten zwei Sitzungen, die von Prof. Dr. Hans Feger am 11. und am 13. Oktober auf dem Hongkou-Campus abgehalten wurden, wurden die philosophischen Grundlagen der ,,Frühromantik” erörtert. Alle Doktoranden und Masterstudenten der Germanistischen Fakultät nahmen am Seminar teil.

Zu Beginn des Seminars machte Herr Prof. Dr. Xie Jianwen eine kurze Vorstellung von Hans Feger, Professor für Philosophie und deutsche Literatur der Freien Universität Berlin. Er hielt als Gastprofessor mehrerer großer chinesischer Universitäten im letzten Jahrzehnt Vorlesungen und Seminare in ganz China ab. Seit 2015 findet an der SISU eine interessante und spannende Seminarserie von Prof. Feger statt, nämlich ,,Kants Philosophie“, ,,Nietzsches Philosophie“, ,,Die klassische deutsche Ästhetik“ und diesmal ,,Einführung in die Frühromantik“. Da die Frühromantik eine sowohl literaturwissenschaftlich als auch philosophisch bedeutsame Entwicklungsphase in der Geschichte der deutschen Geisteswissenschaften ist, ist sie für uns Studenten von besonderer Wichtigkeit.

Prof. Dr. Feger betonte in seiner ersten Sitzung vor allem die Wichtigkeit des freien Redens und hob hervor, dass wir den Mut haben sollten, Fehler zu machen. Das „Symphilosophieren“ (Zusammen-Philosophieren) sei schon in der Frühromantik ein Prozess gewesen, ,,durch gemeinsames Reden das Denken zu vertiefen“. Deswegen sollte dieses Seminar statt in der traditionellen Weise einer Vorlesung eine Mischung von Vorlesung und Referaten im „freien Dialog“ sein.

In der ersten Sitzung gab Prof. Feger zunächst einen Überblick über die deutsche Frühromantik. Die Frühromantik sei eine literarische und philosophische Epoche gewesen, die eine Revolution im Geiste vollzogen habe. Während die Französische Revolution politische Wenden in Frankreich ausgelöst habe, sei in Deutschland unter ihrem Einfluss eine Bewusstseinswende ausgelöst worden. Nach seinem Unterrichtsplan wurden einige bedeutende Frühromantiker und ihre Werke vorgestellt, z.B. Jean Paul, Johann Gottliebe Fichte, Friedrich Schlegel, Novalis, Tieck, Kleist, E. T. A. Hoffmann und Eichendorff.

Jean Pauls „Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab, dass kein Gott sei“ sah Prof. Feger als Salto mortale in den Nihilismus und dessen Kritik an: Im Christentum ist Christus der Sohn Gottes. Diesen Sohn aber als Toten zu bezeichnen, der behaupte, dass kein Gott ist, also sein Vater nicht existiere, sei grotesk. Diese Behauptung enthalte eine Paradoxie und reagiere grotesk auf den Zweifel an Gott. Dies sei ein Nihilismus, der sich selbst negiere und daher eine Revolutionsmetapher.

Anschließend war von Friedrich Schlegel die Rede. Prof. Feger betonte das Wort „Insurrektion“, um Schlegels Ansicht, den Aufstand im Geist oder die Erhebung unseres Geistes, zu erklären. Was F. Schlegel betrifft, seien die Romantische Ironie und die Idee einer progressiven Universalpoesie paradoxe Formen der Selbsterhebung des Geistes. Nach Prof. Feger verwerfe die romantische Ironie beim Widerspruch nicht eines der Glieder, um das andere in den Rang eines Geltenden einzusetzen. Beide Glieder relativierten sich gegenseitig.

Um die progressive Universalpoesie besser zu erklären, zeigte Prof. Feger auf der zweiten Sitzung ein paar Bilder von Caspar David Friedrich, der heute als einer der bedeutendsten Künstler der Frühromantik gilt. Eine gemeinsame Besonderheit dieser gezeigten Bilder besteht darin, dass die Hauptfiguren in den Gemälden die Landschaft betrachteten und immer dem Betrachtenden den Rücken zudrehten, was laut Prof. Feger eine Verdoppelung der Betrachtung darstelle. Herr Feger fasste mit Worten Schlegels zusammen: „Poesie ist Poesie der Poesie.“ „Die romantische Dichtart ist noch im Werden. Sie können gar nicht vollendet werden, denn sie entwickelt sich immer fort.“ Das führe die Poesie ständig über sich hinaus. So sei sie eine progressive Universalpoesie.

Diese Idee ist durch Fichtes Wissenschaftslehre von 1794 vorbereitet worden, nämlich durch den Gedanken, dass das Ich nicht aus der expliziten Rückwendung des Bewusstseins auf sich selbst verständlich gemacht werden kann. Als Ich kann im Akt der Reflexion nur das fasslich gemacht werden, was über ein Kriterium seines Selbstseins vor aller Reflexion schon verfügt und was man als ursprüngliches Vertrautsein mit Sich bezeichnen kann. Denn die Reflexion kann nur setzen und explizit machen, was nicht-thetisch, nicht-propositional und implizit dem Bewusstsein schon bekannt ist. Bei der Beschreibung des Selbstbewusstseins wird also eine Bekanntschaft schon vorausgesetzt, von der das falsche Erklärungsmodell unterstellt, sie werde erst über das Spiegelbild der Reflexion erworben. Poetische Reflexion ist dagegen als der Versuch zu interpretieren, die Mitte zwischen Reflektierendem und Reflektiertem, als ein Schweben der Einbildungskraft, festzuhalten.

Schließlich beschäftigten wir uns noch mit Friedrich Schlegels Text mit dem Titel ,,Rede über die Mythologie” (1800) und diskutierten ausgiebig darüber. Nach Schlegel liege der Grund, warum die moderne Dichtkunst der Antike nachstehe, darin, dass „wir keine Mythologie haben“. Die Romantiker sprechen von einer neuen Mythologie, die eine ,,Schöpfung aus Nichts” sei und sich von der alten Mythologie, die die Naturphänomene mit mythischen Bildern erklärt, unterscheidet. Wie Prof. Feger erklärte, gehe die neue Mythologie vom Verlust der alten Mythologie aus, also von der Nichtvorhandensein der Identität. Die neue Mythologie werde aus dem Innern („tiefsten Tiefen des Geistes“), aus der Wahrnehmung von sich selbst erarbeitet und solle eine progressive Universalpoesie sein, die alle Wissenschaften und Künste  beinhaltet.

(Verfasserinnen: Masterstudentinnen der Germanistischen Fakultät der SISU; Korrektur: Hans Feger)

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