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Entsprechendes Lesen
Wanderung in Kickelhahn
10 October 2017 | By Huang Xiaojie | SISU
An einem schönen Nachmittag ging ich mit Khafiza, meiner Freundin aus Usbekistan, nach Kickelhahn, einem kleinen Berg in Ilmenau. Um 16.30 Uhr nachmittags fand die kleine Wanderung statt. Es war kühl. Je weiter wir vom Stadtzentrum waren, desto ruhiger wurde die Umgebung. Wir gingen und unterhielten uns.
Khafiza sagte: „In Usbekistan treffen die Eltern oft für die Kinder die Entscheidung, welchen Mann oder welche Frau ihre Kinder heiraten sollen.“
„So? Gefällt dein Freund deiner Mutter?“, fragte ich.
„Nein, gar nicht.“
Der Abendhimmel zeichnete die Umrisse der entfernten Berge ab und die hohen Bäume überschatteten den Bergpfad. Der schmale Pfad war mit gelben Blättern bedeckt, auf dem alten, feuchten Holz waren kleine weiße Pilze und hellgrüne Moose. Über uns flogen krähend Vögel. Wir fühlten uns innerlich ganz ruhig.
Im Jahr 1780 stieg Goethe auch auf den Berg. Wie fühlte er sich zu jener Zeit, als er nur 31 Jahre alt war? Machte er sich Gedanken über den Sinn des Lebens? Oder kämpfte er gegen die innere Unruhe? Das konnten wir nicht wissen, aber wie Goethe sportlich war, das wussten wir jetzt. Wir plauderten weiter.
„Kannst du dich noch an das ‚Wandrers Nachtlied‘ erinnern?“, fragte ich. Des ‚Wandrers Nachtlied‘ hatte Goethe nämlich beim Wandern in Kickelhahn geschaffen.
„Über...über allen Gipfeln ist Ruh, in allen Wipfeln...spürest du kaum einen Hauch“, antwortete sie.
„Und der nächste Satz?“
„Die Vögelein schweigen im Walde. Vielleicht?“
„Warte nur...warte nur...“
„balde, ruhest du auch!“
Dieses Gedicht hatte Goethe am 6. September 1780 an die Holzwand der Jagdaufseherhütte geschrieben, wahrscheinlich auch an einem solchen Abend im Gefühl des Friedens.
Endlich waren wir auf der Bergspitze angekommen. Dort steht der Turm, der als Denkmal für Goethe dient. Als wir in Ruhe auf einer Bank saßen und die Aussicht auf die Berge und die kleinen Dörfer genossen, sagte Khafiza wieder: „Obwohl meine Mutter für mich einen anderen Mann auswählen möchte, habe ich mich entschlossen, nur meinen Freund zu heiraten.“ Sie lächelte. Ich lächelte. Wir guckten in die Ferne und spürten die innere Ruhe.
(Die Verfasserin, Germanistikstudentin des 3. Jahrgangs, hat im August einen Sommerkurs in Ilmenau besucht. Korrektur: C. H. Y. & G. O.)
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