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Entsprechendes Lesen
Ich studiere in Heidelberg Philosophie
08 April 2018 | By Jia Luo | SISU
In Heidelberg lässt sich die gute Tradition von Philosophie nicht übersehen. Hitzige Auseinandersetzungen blühen seit der Zeit von Hegel bis heute nicht nur in der Philosophischen Fakultät, sondern auch im Max-Weber-Haus, in dem ich während des letzten Wintersemesters einen wunderschönen Philosophiekurs besucht habe.
Unser Dozent, Herr Hinfurthner, hatte, so glaube ich zumindest, das typische Aussehen eines Philosophen: graues Haar, strahlende Augen und lebendige Gesten. Er ist ein supernetter Typ und immer hilfsbereit. Je mehr Fragen wir stellten, desto mehr freute er sich. Mit seiner Hilfe haben wir es geschafft, uns innerhalb eines Semesters mit Hegel, Nietzsche, Schlegel, Martin Heidegger und anderen wichtigen deutschen Philosophen auseinandergesetzt zu haben.
Der Kurs war ziemlich intensiv, da wir jede Woche am Dienstag und Donnerstag zwei Stunden Unterricht hatten und danach noch zahlreiche Pflichtlektüren bekamen. Mir war es am Anfang ganz stressig, solche Texte zu lesen, weil die Ideen schwer verständlich waren. Ich erinnere mich noch an den ersten Aufsatz von Hegel, den wir zu lesen bekamen und in dem es um den Weltgeist und die Vernunft geht. Wir sollten folgende Frage beantworten: Was ist das Ziel oder gleichsam das Ende der Geschichte? Darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Nachdem wir den ganzen Text analysiert hatten, ging mir ein Licht auf: Hegels Ideologie bietet uns neue Perspektiven an, mit denen wir die menschliche Gesellschaft sowie den ganzen Prozess der Geschichte verstehen können, was einen entscheidenden Fortschritt für die menschliche Zivilisation bedeutet. Beim Lesen von Nietzsche begann ich, mein eigenes Leben zu beobachten. Heideggers Sein und Zeit faszinierte mich, weil ich nie gedacht habe, dass die Verhältnisse zwischen der Menschheit und der Welt so formuliert werden könnten. Kurz gesagt: Es begeistert mich jedes Mal, wenn ich etwas Neues lerne.
Die Atmosphäre des Unterrichts gefiel mir gut. Da analysierten wir nicht nur die Texte, die wir gelesen hatten, sondern wir diskutierten auch offen und angeregt. Der Dozent versteht es gut, zuzuhören und junge Menschen zu führen, statt uns eine sogenannte richtige Lösung aufzuzwingen. Wir durften offen reden, was wir denken, ohne zu zögern, ob wir Recht hatten. Da meine Studienkollegen aus aller Welt kommen, konnte ich unterschiedliche Ansatzpunkte erfahren. Beispielsweise debattierten wir bei einem Text von Nietzsche leidenschaftlich über die Aufgabe der Kunst. Angesichts unserer verschiedenen kulturellen Hintergründe konnten wir dabei gar keinen Kompromiss schließen, ob die Kunst einer bestimmten Ideologie dienen sollte. Bei solchen Diskussionen habe ich meinen Horizont erweitert, deshalb schätze ich solche Gedankenfreiheit und Vielfältigkeit sehr.
Nach diesem Kurs habe ich begriffen: Man lernt Philosophie, nicht nur um spezielle Probleme zu lösen, sondern auch um die Welt und sein eigenes Leben aus philosophischer Perspektive zu beobachten. Aus diesem Grund ist es für mich eine wertvolle Erfahrung.
(Verfasserin: Germanistikstudentin des 3. Jahrgangs und gegenwärtig als Austauschstudentin an der Universität Heidelberg; Korrektur: C. H. Y. & G. O.)
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