Fast jeden Tag höre ich im Bus die Durchsage: „Nächste Haltestelle ...“ Anfangs fand ich die kindliche Stimme ein bisschen lustig. Allmählich habe ich sie aber liebgewonnen, als ob sie ein schönes Lied wäre.

Nicht weit von meinem Studentenheim ist die Haltestelle „Klinikumallee I“. Nicht weit davon ist die Station „Klinikumallee II“. Ihre Besonderheit liegt in der Pause zwischen „Klinikumallee“ und „I/II“. Weil das Wort „Klinikumallee“ mit Vokal endet und dieser Endvokal lang ist, klingt die Pause besonders lang. Da kann ich die Pause genießen, bis ich das Wort „Eins“ bzw. „Zwei“ höre. In der Tat dauert sie ungefähr eine halbe Sekunde und die ganze Durchsage knapp vier Sekunden.

Ähnlich sind die Haltestellen „Hohenzollernring I“ und „Hohenzollernring II“. Da sie sehr nah stehen und die Busse entweder an der „I“ oder „II“ halten, spricht die Durchsage die Zahlen leider nicht aus. Bei der Haltestelle „Rathaus II“ wird hingegen „Zwei“ ausgesprochen, obwohl es die Haltestelle „Rathaus I“ nicht gibt. Der Grund liegt darin, dass man das alte Rathaus vom neuen unterscheiden möchte. Ich freue mich übrigens immer, wenn ich „Rathaus II“ höre, denn die nächste Haltestelle ist „Luitpoldplatz“, einer meiner Lieblingsnamen.

Ebenso interessant sind die drei Haltestellen auf dem Universitätscampus: Mensa, Uni-Verwaltung und Geowissenschaften. Die Haltestelle „Mensa“ dient oft als Endstation und die Durchsage lautet: „Nächste Haltestelle: Endstation Mensa.“ Zu meinem Erstaunen passen die Laute „Endstation“ und „Mensa“ zueinander. Sie werden schnell, aber sehr deutlich ausgesprochen, sodass es den Fahrgästen klar wird, dass die Fahrt endet. Bei der Station „Uni-Verwaltung“ geht es etwas flotter und es klingt süß. Die Durchsage von „Geowissenschaften“ ist aber noch süßer. Die Betonung liegt bei dem Wort „Geowissenschaften“ auf der ersten Silbe, wodurch „Geo“ einen tiefen Eindruck hinterlässt.

Als letztes möchte ich noch zwei Namen nennen, die mir wirklich sehr gut gefallen. Einer davon heißt „Oberfrankenhalle/Sportzentrum“. Diese zwei Wörter sind Komposita und bilden einen ziemlich langen Namen. Ich weiß auch nicht warum, aber immer wenn ich ihn höre, finde ich daran Freude. Es herrscht vielleicht eine herrliche Harmonie. Der andere Name ist „Klopstockstraße“. Wenn man das Wort transkribiert, bekommt man zwei /ɔ/, zwei /k/ und zwei /ʃt/. Das ist einfach wunderbar! Und denkt nur! Wenn ich mit der Buslinie 304 zur Uni fahre, höre ich die beiden Durchsagen „Oberfrankenhalle/Sportzentrum“ und „Klopstockstraße“. Was für ein Genuss!

(Verfasserin: Germanistikstudentin des 3. Jahrgangs und gegenwärtig als Austauschstudentin an der Universität Bayreuth; Korrektur: C. H. Y. & G. O.)