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Prof. Dr. Braungart: Mythos und Religion als Grundlagen der Literatur


16 March 2015 | By Ma Yi / Yu Lu | SISU

  • Prof. Dr. Braungart

  • Prof. Dr. Braungart im Blockseminar

  • Gruppenfoto mit Porf. Dr. Braungart und Prof. Dr. Xie

Am 13. März gab Herr Prof. Dr. Wolfgang Braungart von der Universität Bielefeld auf dem Hongkou-Campus sein 3-tägiges Blockseminar mit dem Thema „Mythos und Religion als Grundlagen der (westlichen) Literatur“, an dem Herr Prof. Dr. XIE Jianwen, Frau ao. Prof. Dr. YANG Jin, Doktoranden und Masterstudenten der SISU teilnahmen.

Als Moderatorin stellte Frau ao. Prof. Dr. Yang Jin zuerst Herrn Prof. Dr. Braungart vor, der zahlreiche Bücher und Artikel auf dem Gebiet der „allgemeinen Literaturwissenschaft und neueren deutschen Literatur“ publizierte. Seit 2004 hält Herr Prof. Dr. Braungart regelmäßig Vorträge an asiatischen Universitäten und ist seit 2012 Gastprofessor an der Shanghai International Studies University.

Mit dem Vorlesungsthema beschäftigt sich Prof. Braungart schon seit 1992/1993. Die Einführung ins Thema bestand aus Thesen wie „Nicht alle Kunst ist Religion, aber alle Religion ist Kunst“, „Religion und Mythos hängen zusammen“, „Religion und Mythos hatten vor der Moderne eine Gemeinschaft“ oder „Religion realisiert sich in Kunst“, so dass die Studenten eine allgemeine Vorstellung der Begriffe „Religion“ und „Mythos“ bekamen und deren Rolle in Literatur und Kunst erkennen konnten. Durch die Interpretation von „Vor dem Gesetz“, einem Auszug aus Kafkas Roman „Der Prozess“, ließen sich die Regeln, die Zugehörigkeit, die Verwandlung der Menschen und im Besonderen die Beziehung zwischen Literatur und Religion herauskristallisieren.

In Bezug auf den Begriff der „Liebe“ meinte Herr Prof. Braungart, dass alle wissen, was Liebe sei, aber als ein umfassender Begriff sei Liebe nicht darzustellen. Gott sei ein Prinzip, und durch Liebe sei das Prinzip Gottes zu verwirklichen. Mithilfe von Dionysus, dem Gott des Weins, des Lebens und der Vitalität, schilderte Prof. Braungart die inneren Zusammenhänge von Liebe und Gott.Um das Thema zu vertiefen, lieferte Herr Prof. Braungart noch weitere Beispiele, wie z.B. „Johannes“ aus dem Alten Testament, Elvis Presley und fünf Lyriker, die die Bibel als Stoff aufgriffen sowie Sprüche von Hölderlin (z.B. „Sprache der Liebenden sei die Sprache des Landes.“) und Schleiermacher (z.B. „Religion ist eine Sache des Gefühls.“).Nach einer kurzen Mittagspause setzte Prof. Braungart fort. Begriffe braucht man, um die Phänomene der Welt zu ordnen und zu erkennen. Begriffe bekommen ihre Semantik im Rahmen von Konzepten, Modellen und kulturellen Konstruktionen, gleichfalls bekommen Religion und Mythos durch die Kunst ihre Artikulation, so Prof. Braungart.

Prof. Braungart zeigte dann das Bild der Porta Nigra, um das Verhältnis zwischen Antike und Christentum, also zwischen Mythos und Religion, zu verdeutlichen. Auf dem Fundament der Antike wird Christentum gebaut.

Anschließend kamen wir zu Hölderlin. Mit der Elegie „Brot und Wein“ werden Hölderlins Gedanken klar. Angesichts des „erschöpften Ichs“ hat der Autor eine Idee des „gemeinsamen Denkens“, d.h. man braucht eine neue Mythologie, um nicht dauerhaft sich selbst erfinden zu müssen. Diese neue Mythologie ist ein gemeinsames System, das in den Augen der Idealisten im 19. Jahrhundert die Aufgabe der Literatur sei.

Herr Prof. Braungart ging noch weiter. Wenn Religion und Mythos überhaupt erfahren werden können, müssen sie durch Kunst gehört und gesehen werden können. Das heißt, Religion und Mythos sind auf die Kunst angewiesen. Religion baut auf den Mythos, der, so Aristoteles, Gegenstand der Poesie sei. Prof. Braungart ist der Meinung, ein Mythos sei nicht nur Material, Stoff oder Motiv für Literatur, sondern Literatur sei selber Mythologie, in der das „kollektive Imaginäre“ durch Fiktion konkretisiert werde. Mit anderen Worten, artikuliert Kunst das „kollektive Imaginäre“ von Menschen. Mythos ist eine erklärende Geschichte, welche wirkliche Ansprüche auf Wahrheit hat. Im 19. Jahrhundert hatte man den Anspruch an das „Nationale“, darum benötigte man einen neuen Mythos: am Beispiel der Statue der Germania bekamen die Leute damals das Gefühl, von dieser neuen Göttin beschützt zu werden.

Zum Schluss kam Prof. Braungart zur Schöpfungsgeschichte im Neuen Testament. Im Buch Genesis kann man die Beziehung zwischen Religion und Kunst gut ablesen. So wie Gott, der erste Schöpfer, haben die Künstler die Aufgabe, die Dinge, die nicht existieren, zu erschaffen. Künstler sollen die Rolle des „alten Deus“ spielen.

(Frau Ma Yi und Herr Yu Lu betreiben gegenwärtig ihr Doktorstudium an der deutschen Fakultät der SISU.)

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