Prof. Yao Bao mit seiner alten Brieffreundin Inge
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Entsprechendes Lesen
Aus Liebe wurde tiefe chinesisch-deutsche Freundschaft
09 September 2015 | By Zhang Hanyi | SISU
Nachdem ich „Liebe ist wie eine brennende weiße Rose“ auf der deutschen Webseite gelesen hatte, erinnerte ich mich an die Liebesgeschichte, die uns Herr Prof. Yao Bao im Unterricht erzählt hatte. Die Liebe, die man in der Jugendzeit erlebt, ist so warm wie ein Herd im frostigen Winter, so kühl wie eine frische Brise im heißen Sommer.
Die Liebe zwischen Herrn Yao und dem deutschen Mädchen Inge Zaunrith war auf die gute Beziehung zwischen China und der DDR zurückzuführen. In den 50er und Anfang der 60er Jahre befand sich die Beziehung zwischen den beiden Ländern in sehr gutem Zustand. Die FDJ (Freie Deutsche Jugend) der DDR stand in engem Kontakt mit dem Kommunistischen Jugendverband Chinas, was die Brieffreundschaft zwischen den Jugendlichen beider Länder ermöglichte.
Yao Bao studierte zu dieser Zeit Germanistik an der Shanghai International Studies University. Durch häufigen Briefwechsel wurde die starke Neigung der 17-jähigen Schülerin Inge Zaunrith zum 20-jährigen Studenten Yao Bao erweckt. Die Brieffreundschaft entwickelte sich mit der Zeit zu echter Liebe. In Inges letztem Brief offenbarte sie ihre Liebe zu Yao:
„… Ich werde dann 20 Jahre sein, und Du 24 Jahre. Vielleicht bist Du dann aber schon verheiratet? Auch ich würde vor Freude Dich fest umarmen und herzlich küssen. Wie kann ich es Dir nur beweisen, daß ich zu Dir aufrichtig, ganz offen, treu bin? Glaube es mir doch bitte, ja? Dein liebes Bild habe ich immer bei mir. Es ist mein steter treuer Begleiter.“
Diese Liebe ging sogar so weit, dass Inge davon träumte, das ferne Land zu besuchen. Im Brief schrieb sie:
„… Ach, wie herrlich wäre es, wenn wir uns doch bald sehen könnten! Ich fange jedoch an zu sparen, und dies zwar tüchtig. Wenn es auch noch einige Jahre dauern wird, so ist es doch nicht schlimm, nicht wahr!“
Aber es kam anders. Wegen dem chinesisch-sowjetischen Zerwürfnis Mitte der 60er Jahre verschlechterte sich die Beziehung zwischen China und der DDR. Zudem blockierte die ausbrechende Kulturrevolution ab 1966 die Verbindung zwischen beiden, und dem Briefwechsel wurde somit ein Ende gesetzt. Die Partei und die Jugendorganisation Chinas verlangten, dass alle Briefe aus der DDR und der Sowjetunion abgegeben werden mussten. Yao Bao folgte diesem Befehl. Den letzten Brief jedoch behielt er heimlich. Aus Angst zerriss er die letzte Seite, auf der auch Nachname und Adresse von Inge standen.
Nach der Einführung der Reform- und Öffnungspolitik, aber vor allem nach der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahre 1990 schlug Yao Bao den Weg ein, nach seiner alten Brieffreundin zu suchen. Er besuchte als Gastprofessor oft Deutschland und nutzte diese Chance, Inge ausfindig zu machen. Im Jahr 2000 schrieb Yao Suchmeldungen in der „Thüringer Allgemeine“, der Zeitung des Bundeslandes Thüringen, wo Inge vor 40 Jahren gelebt hatte.
Dank Bemühungen des Zeitungsverlages fanden sich nach 40 Jahren des Schweigens Yao Bao und Inge endlich doch noch. Danach veröffentlichte die „Thüringer Allgemeine“ eine ganze Serie von Artikeln über die Entwicklung der Brieffreundschaft und Liebe zwischen den beiden. Hier sind die Überschriften einiger Artikel :
Chinesischer Professor sucht nach seiner alten Brieffreundin (28. Juli 2000)
Chinesischer Professor fand von Inge ein Foto (15. August 2000)
Chinesischer Professor fand Brieffreundin Inge wieder (18. August 2000)
Professor Yao Bao zieht Fäden von Shanghai in den Südharz (12. September 2000)
Nach dem Treffen standen die beiden erneut im Briefkontakt. Inge äußerte Yao gegenüber den alten Wunsch, die Chinesische Mauer zu besichtigen. Yao Bao traf alle Vorbereitungen für ihren Besuch. Leider war Inge inzwischen an Krebs erkrankt. In ihrem letzten Atemzug äußerte sie ihrer Tochter den Wunsch, Yao Bao zu sehen. Aber es war zu spät. Im August 2007 informierte Inges Tochter Yao Bao über den Tod ihrer Mutter. Betrübt flog Yao Bao wieder nach Deutschland, um seiner langjährigen Brieffreundin in einer Schweigeminute die letzte Ehre zu erweisen. Dazu schrieb die „Thüringer Allgemeine“:
Tiefe Freundschaft — Chinesischer Professor Yao Bao erweist Heiligenstädter Briefkameradin an ihrem Grab die letzte Ehre (27.08.2007).
Der größte Wunsch von Inge war, auf der Chinesischen Mauer zu spazieren. Yao Bao bat folglich ihre Tochter, den Wunsch der Mutter zu erfüllen. Als 2010 die Expo in Shanghai stattfand, besuchten Inges Tochter und ihr Mann auf Einladung von Yao Bao China. So ging Inges Vermächtnis in Erfüllung. In Shanghai ließ Yao Bao seine jungen Studenten als Reiseführer die beiden auf der Reise betreuen.
Aus der anfänglichen Brieffreundschaft entwickelte sich Liebe. Die Liebe kehrte wiederum zur Freundschaft zurück, die von den kommenden Generationen weiter gepflegt wird und ewig bleibt. „Ein treuer Freund ist wie ein festes Zelt; wer einen solchen findet, hat einen Schatz gefunden. Für einen treuen Freund gibt es keinen Preis, nichts wiegt seinen Wert auf.“ So die Bibel.
(Die Verfasserin beginnt jetzt mit ihrem Masterstudium an der deutschen Fakultät der SISU.)
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