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Doktorandenkolloquium: Symbolistische Lyrik


08 October 2015 | By Zhang Ruoyu | SISU

  • Prof. Mario Zanucchi

  • Prof. Mario Zanucchi und die Teilnehmer

Auf Einladung der deutschen Fakultät hin bot Professor Dr. Mario Zanucchi von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg vom 18. bis zum 25. September den DoktorandInnen der germanistischen Fakultät ein Kolloquium zum Thema Symbolistische Lyrik an.

Professor Zanucchi hat sein langjähriges Habilitationsprojekt zur Lyrik des deutschen Symbolismus gerade abgeschlossen. Seine Studie Transfer und Modifikation Die französischen Symbolisten in der deutschsprachigen Lyrik der Moderne (18901923) wird bald im De Gruyter-Verlag erscheinen und ist u. a. den drei wichtigsten Lyrikern des deutschen Symbolismus Stefan George, Hugo von Hofmannsthal und Rainer Maria Rilke gewidmet. In diesem Rahmen versuchte der Professor, durch textnahe Gedichtanalysen die Entstehung, Entwicklung und Weiterwirkung der deutschen symbolistischen Poetik im europäischen Kontext zu rekonstruieren.

Die erste Sitzung ging von der Besprechung von Gustave Moreaus Gemälde Orphée (1865) aus. Abgebildet ist eine junge Frau, die den Kopf des Orpheus auf einer Leier in den Armen trägt. Die Szene erinnert stark an christliche Pietà-Darstellungen und zeugt von der symbolistischen Kontamination von Kunst und Religion.

Im Anschluss daran gab Herr Zanucchi den Anwesenden einen Überblick über die symbolistische Lyrik in Frankreich und in Europa. Der Symbolismus ist eine im späten 19. Jahrhundert entstandene literarische Richtung, die sich zuerst in Frankreich formierte und dann in ganz Europa rezipiert wurde. Die von Stéphane Mallarmé angeführten französischen Symbolisten sahen in Charles Baudelaire (1821-1867) einen wichtigen Vorläufer ihrer Poetik. Von Baudelaires Bedeutung für die Symbolisten zeugt auch der Umstand, dass Stefan George Les Fleurs du Mal ins Deutsche übersetzte. Als Gründungsdokument der symbolistischen Bewegung gilt das 1886 veröffentlichte Manifest des Jean Moréas (1856-1910), das im Seminar gelesen und kommentiert wurde.

Vor dem Hintergrund dieser literaturgeschichtlichen Kontextualisierung wurden die Rezeption und die Transformation des französischen Symbolismus in der deutsprachigen Lyrik durch intensive Textanalysen rekonstruiert. Im Mittelpunkt standen Gedichte Stefan Georges, Hugo von Hofmannsthals, C. F. Meyers, Walter Wenghöfers und Georg Trakls. Ein besonderes Augenmerk galt dem intertextuellen Dialog der deutschsprachigen Dichter mit den französischen Autoren – vor allem Baudelaire, Verlaine und Rimbaud.

So wurden etwa die Filiationen von Baudelaires berühmtem Sonett À une passante bei George und Trakl nachgezeichnet. Nach einer Analyse von Georges Übersetzung des Sonetts wurde dessen Gedicht Von einer Begegnung untersucht, in dem George auf die Form des Sonetts verzichtet und das erotische Motiv der flüchtigen Begegnung poetologisch auflädt. 1909 verfasste Trakl wiederum ein kurzes Gedicht mit dem gleichen Titel wie Baudelaires Sonett, in dem die Musikalität durch auffällige Wiederholungen gesteigert wird und nicht die Erscheinung der Frau, sondern das lyrische Ich im Vordergrund steht. Ferner auffallend ist eine christliche Überformung von Baudelaires Vorlage.

Prof. Zanucchi hat uns mit seinem humorvollen Ausdrucksstil einen neuen Verständniszugang zur europäischen und insbesondere zur deutschen symbolischen Dichtung eröffnet. Es war wunderbar, innerhalb von nur vier Kolloquiumssitzungen so viel Neues zu erfahren.

(Die Verfasserin beginnt im September ihr Doktorstudium an der deutschen Fakultät der SISU.)

Prof. Zanucchi: Seminare über E. T. A. Hoffmann

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